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Die lineare schwingende Kette
Mit unserem mechanischen Modell konnten wir die Schwingungen von einfachen zweiatomigen Molekülen erfassen, die
entlang einer Koordinate stattfinden. In diesem Modell wurden die Bestandteile der Moleküle durch eine "Feder" gekoppelt,
mit der Federkonstante . Wir wollen jetzt mit dem gleichen Federmodell versuchen, Kristallschwingungen
zu beschreiben. Dazu betrachten wir entlang der -Koordinate eine lineare Kette von Atomen der Masse , die
paarweise mit der Federkonstante gekoppelt sind. Wir bezeichnen als
die Abweichung der
Masse aus der Ruhelage
, wobei die Gitterkonstante ist.
Die Lagrange Funktion
dieses Systems lautet
Die BG für die Masse lautet
Da die Auslenkungen in der BG für das Atom auftreten, bilden alle BG ein System von
gekoppelten DG. Die Lösung hängt davon ab, welche Randbedingungen der Kette auferlegt werden. Man kann
z.B. die Randatome festhalten oder frei geben. Wenn eine kleine Zahl ist, hängen die Lösungen stark von
diesen Randbedingungen ab, wie man am Bsp. sofort klar ersieht.
Bei einer makroskopischen Anzahl muss der Einfluss der Randbedingungen auf die Schwingungsfrequenzen
klein sein. Physikalisch kann man sich vorstellen, dass die Kette zu einem Kreis gebogen
wird, wobei am Atom noch eine Feder angebracht ist, die es mit dem ersten Atom verbindet. Damit hat man den
Rand eliminiert. Mathematisch bedeutet diese Biegung der Kette zu einem Kreis die Annahme periodischer (in der
Fachliteratur auch Born-von Karman) Randbedingungen: . Die Lösungen des DG Systems mit diesen
Randbedingungen sind solche, die der Realität näher kommen sollten, weil sie Oberflächeneffekte auf die
Festkörpereigenschaften eliminieren.
Zur Lösung des DG Systems macht man den Ansatz
, wobei der Faktor
die Abhängigkeit der Auslenkung berücksichtigt. Durch Einsetzen des Ansatzes finden wir die charakteristische
Gleichung
deren Lösung die möglichen Eigenfrequenzen der schwingenden Kette ergibt.
.
Die Randbedingung bestimmt die möglichen Werte vom Parameter:
, d.h. oder
,
. Die möglichen Schwingungszustände sind durch dicht nebeneinanderliegende
-Werte klassifiziert, jeder Wert trägt eine bestimmte Eigenfrequenz. Die gesuchten linear unabhängigen
Lösungen können durch die Werte im Intervall dargestellt werden.
Die Kopplung bewirkt, dass sich die Frequenz des ungekoppelten Oszillators zu einem Frequenzband
verbreitet. Jeder Frequenz kann ein Wert zugeordnet werden. Die Abhängigkeit von nennt man
Dispersionsrelation. Die Eigenmoden, die zu den Eigenfrequenzen gehören, nennt man Phononen.
Besteht die Kette aus Atomen mit unterschiedlichen alternierenden Massen, erwartet man mindestens
zwei-Phononenbänder, die evtl. durch eine Lücke getrennt sind. Verbindungen wie haben
zum Beispiel zwei Phononenbänder: Das untere
Band nennt man akustische Phononen, das obere sind die optischen Phononen. Einen optischen
und akustischen Zweig bekommt man auch, wenn die Kraftkonstanten alternierend sind.
Diese Resultate lassen sich auf dreidimensionale Kristalle erweitern. In drei Dimensionen, wird
zu einem Vektor, der innerhalb eines Polyeders verteilt ist. Die Phononendispersionsrelationen können
richtungsabhängig werden und einen komplizierteren Verlauf zeigen.
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Kraeutler Vincent
2000-05-30