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Die Bewegung eines Massenpunktes mit einem Freiheitsgrad heisst eindimensionale Bewegung. Die Lagrange Funktion einer solchen Bewegung ist
, die dazugehörige BG ist
. Diese Gleichung lässt sich folgendermassen integrieren:
Die so gewonnene Integrationskonstante ist ein Integral der Bewegung, da sie mit der Zeit unverändert bleibt.
Diese Konstante heisst totale Energie der Bewegung. Sie kann dazu benutzt werden, um die Bewegungen zu klassifizieren.
Die resultierende DG erster Ordnung lässt sich durch Trennung der Veränderlichen integrieren:
Etwas Allgemeines lernen wir aus dieser Lösung: eine reelle (und somit physikalische) Lösung existiert nur im Gebiet, wo ist.
Diese Gebiete kann man direkt ablesen, wenn man die potentielle Energie graphisch darstellt.
Abbildung 2.1:
Graphische Darstellung von
|
Die Punkte, bei denen ist, sind Umkehrpunkte der Bahn, da in ihnen die Geschwindigkeit wird, und sich somit das Vorzeichen ändern kann.
Man unterscheidet zwischen endlichen Bahnen, die in einem endlichen Raumgebiet verlaufen können, und unendlichen Bahnen,
wenn die Masse ins Unendliche laufen kann. Die eindimensionalen endlichen Bahnen sind Schwingungen: die Masse bewegt sich
zwischen den Umkehrpunkten und periodisch, d.h. sie kehrt nach einer gewissen Zeit wieder zurück an
einen bestimmten Punkt. Die Periode der Schwingung ist durch den Ausdruck
gegeben.
Beispiel.
Abbildung 2.2:
verlauf der potentiellen Energie bei der chemische Bindung
|
Nach unserer Vorstellung der chemischen Bindung, die zu einem Molekül führt, hat die potentielle Energie zwischen zwei
Atomen folgende Abhängigkeit vom Abstand zwischen den Atomen, siehe Abb.2.2.
Aber auch zwischen zwei Atomen in einem Festkörper herrscht ein Potential, das einen ähnlichen Verlauf hat.
Dieser Verlauf führt zur chemischen Bindung beim Gleichgewichtsabstand , bei dem U(x) ein Minimum hat.
Dabei ist die Bindungsenergie
. Warum bei die zwei Atome ''gebunden'' sind, kann man leicht erklären:
sollte ein Atom versuchen, die Gleichgewichtslage zu verlassen, spürt es eine rücktreibende Kraft
,
die es wieder zu führt. Wenn ist, ist das Molekül im Grundzustand. Angeregte Zustände, bei denen
knapp oberhalb des Grundzustandswertes liegt, sind, wie wir gesagt haben, Schwingungen. Wir wollen jetzt die Periode
solcher Schwingungen abschätzen. In der Nähe eines Minimums, lässt sich folgenderweise approximieren:
Da bei ein Minimum besitzt, ist . Das erste nicht verschwindende
Glied ist das proportional zu . Damit ist
Diese Näherung, die nur für kleine Schwingungen gilt, heisst harmonische Approximation. In dieser Näherung
folgt aus der Gleichung
, d.h.
.
Eingesetzt in den Ausdruck für ergibt dies
Das Bemerkenswerte an diesem Resultat ist, dass von unabängig ist. Dies ist aber nur in der harmonischen Näherung
gültig. Für die Schwingung definiert man eine Schwingungsfrequenz als
. In der
harmonischen Näherung ist
. Die Frequenz ist das fundamentale Charakteristikum
von Schwingungen; sie hängt nicht
von den Anfangsbedingungen der Bewegung ab, sondern ist vollständig durch die mechanische
Eigenschaft des Systems bestimmt. Im Wesentlichen gibt sie
Auskunft über die Krümmung (zweite Ableitung!) der potentiellen Energie in der Nähe der Ruhelage.
Dieses Resultat ist von entscheidender Bedeutung für die Spektroskopie von Molekülen und Festkörpern:
durch die spektroskopische Bestimmung der Schwingungsfrequenz lässt sich etwas über die potentielle Energie der Moleküle aussagen!!
In der harmonischen Näherung, lässt sich die Lösung der BG in einer geschlossenen algebraischen Form schreiben:
oder
Der Koeffizient
ist die maximale Amplitude der Schwingung um den
Gleichgewichtsabstand, ist die Anfangsphase der Schwingung. Zwischen und ist
die Beziehung
.
Die Energiekonstanz bedeutet, dass beim Durchgang durch die Gleichgewichtslage die totale
Energiezunahme als reine kinetische Energie
im System steckt. In den Umkehrpunkten besteht nur potentielle Energie. Kinetische und potentielle
Energien gehen dauernd ineinander über, wobei die Summe konstant bleibt.
Abbildung 2.3:
Kin. und pot. Energie bei der harmonischen Schwingung
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Kraeutler Vincent
2000-05-30